13.4.12: Regen, Sonne, Wolken, Regen… Meer!

Die Nacht war extrem laut: Es hat auf „unserem“ Plateau zunächst stark gewindet und danach unglaublich stark geregnet. Das Regenprasseln ist direkt unter dem Dach im Alkoven natürlich besonders dröhnend. In der Früh muss ich erst in die Regenstiefel und Regenjacke schlupfen, bevor ich meine morgendliche Gassirunde am Jakobsweg, der an der Steilküste entlang führt, machen kann. Trotz teils starken Schauern und etwas Wind ist es gigantisch: Im Osten sehe ich auf einer Landzunge mindestens fünf riesige Windräder, die das Ihrige zur Energieversorgung sichtlich beitragen; darunter brandet die aufgewühlte See, die Gischt schleudert hoch, die Wellen heben und senken sich. Alles ist extrem grün, obwohl es noch sehr früh im Jahr ist: Zarte Grüntöne wechseln sich mit dunklem Tannengrün ab, die Farben wirken stark vor dem Hintergrund dunkler und heller Wolken; an manchen Stellen scheint der verhangene Himmel leicht aufzureißen, im Westen hingegen steht eine geradezu schwarze Wand. Die Luft ist feucht, nein, extrem feucht, es duftet grün. Natur pur. Ein wenig kühl ist es, sicher nicht wärmer wie Deutschland, aber die Gegend hier ist so schön, dass ich gerade nirgends anders sein möchte. Die Hügel führen sich wie Wellen des Meeres fort. Plato zeigt sich ängstlich vor Ziegen, die am Wegesrand an Felsvorsprüngen Schutz vor dem Regen suchen. Ich bin amüsiert, denn er versteckt sich hinter mir. Die Pfützen auf dem Holperweg sind angewachsen, aber wir schaffen es bis zur Autobahn, die nicht weit entfernt der Küste entlang führt. Die Strecke führt uns gen Santander. Oft sehen wir stereotype Bauten: Ganze Ortsteile bestehen aus gleichen Häusern: mal sind es Reihenhäuser, mal Einfamilienhäuser, mal ganze Häuserblöcke. Absolut hässlich ist das. Genauso wie dieser vermurkster Straßenbau: Wie oft sehen wir neben breiten, gut ausgebauten Landstraßen Bauruinen, z.B. mitten im Grünen stehende Autobahnbrücken, die nicht mal fertiggestellt ins Nichts führen…

Wir sind auf dem Weg nach Altamira – wieder ein Weltkulturerbe: Steinzeitliche Malereien in einer (dem Original nachgebildeten) Höhle. Interessanter wie diese sind auf dem Hinweg einige Storchennester, in denen wir aus nächster Nähe teilweise sogar zwei Störche sitzen und das Nest anfliegen sehen. Leopold ist ganz aufgeregt und freut sich kringelig.

Nach dem Besuch des wohl besterhaltenen, sorgsam restaurierten mittelalterlichen Städtchens Santillana ganz in der Nähe der Höhle von Altamira fahren wir wieder zum Meer – und es ist sooo genial: Der Himmel reißt endlich wieder auf und wir können sogar bei ein paar Sonnenstrahlen am Strand toben: Ausgestattet mit Gummistiefeln flitzen wir los, allen voran Plato, der nicht zu halten ist. Wir müssen laut lachen, wie er sein Maul aufreißt und sein Schwanz ihn beim Laufen durch die Fluss- und Meeresströmung fast überholt. Er gibt Gas und das Wasser spritzt, er hat eine Mordsgaudi. Die Kinder bauen sofort eine Sandburg, Plato spielt mit einem Krebs, Klaus fotografiert, der Wellenreiternachwuchs, der kaum älter ist wie Leopold, trainiert mit Neoprenanzügen in den Wellen. Am rechten Strandende erhebt sich eine steile Klippe, links fallen Hügel sanft ab, auf denen sogar Rinder weiden. Ich unterhalte mich ein bisschen auf Spanisch mit einer anderen Hundemami – und bin ganz stolz, dass ich ihr erklären kann, dass sie mit mir Spanisch und nicht „ingles“ sprechen soll. Ich versuche nun immer mehr, die Landessprache zu üben und treffe dabei sehr freundliche Menschen, die sich freuen, dass ich es probiere. Ein Kompliment über meine Aussprache habe ich heute auch schon bekommen. Eigentlich wollte ich abends lernen, aber das Tagebuchschreiben und Fotosortieren macht derzeit sehr Spaß und nimmt reichlich Zeit in Anspruch. Außerdem bin ich i.d.R. doch recht bald sehr müde, so dass die Erweiterung meines Vokabelschatzes gerade noch warten muss. Mein kleines Wörterbuch in der Jackentasche ist aber mein steter Begleiter und so versuche ich tagsüber, mir immer wieder neue Wörter anzueignen.

Ich kann mir nicht helfen, aber ich finde es nicht eng, sondern gemütlich im Wohnmobil.

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