Vom Winde verweht und Reifenpanne!

Nach neun Tagen am selben Platz in El Puerto de Santa Maria begeben wir uns doch wieder auf die Strecke – auch wenn Marc mehrmals grinsend betont, dass er es erst glaubt, dass wir wirklich fahren, wenn wir weg sind; denn eigentlich wollten wir schon vor mindestens fünf Tagen weiterziehen, aber immer hat uns irgendetwas davon abgehalten: Entweder das schöne Wetter oder eine nötige Fahrradreparatur oder die noch nicht besichtigte Altstadt oder das nette Zusammensitzen mit Marc oder oder oder… Seit gestern weht nun aber wieder der Levante, ein relativ starker Ostwind, der jede Menge Pollen vom Landesinneren mit sich bringt und damit mich und v.a. Leopold ganz schön quält. Unsere Augen jucken und rinnen, Leopold ist verschwollen und er muss viel nießen. Außerdem weht der Wind teilweise so stark, dass die Sandkörner wie Nadeln gegen unseren Körper hämmern. In kürzester Zeit ist unsere Stranddecke zugeweht, Plato schaut nach seinem Bad im Meer wie paniert aus. Die beiden Tage zuvor, wo Marcs Temperaturanzeige die 39-Grad-Marke überstieg und es kaum Wind hatte, haben uns besser gefallen. Darum nehmen wir das mit zum Anlass, aufzubrechen – wenn wir auch tatsächlich erst um halb sechs abends loskommen. Aber immerhin, wir sind wieder auf der Strecke - und werden je gebremst, als wir in Conil (nach etwa 30 Kilometern) ein regelmäßiges Klacken am rechten Vorderreifen feststellen: Ein Schraube! Wir haben uns eine Schraube eingefahren (oder hat uns jemand sabotiert?!)! Klaus wird zum Pannenhelfer (Gott sei Dank weiß er eigentlich immer, was zu tun ist), allerdings muss er ganz schön arbeiten und schwitzen, besonders, weil die „Rettung“ kompliziert am Unterboden des Wohnmobils montiert ist. Der Wechsel war aber die einzige Möglichkeit, denn der Reifen hatte schon deutlich an Luftdruck verloren. Und natürlich ist eine Reifenpanne mitten in Andalusien nicht gerade eine wünschenswerte Angelegenheit. Wenigstens bemerkten wir das Problem rechtzeitig und noch dazu mitten in einer Stadt. So können wir bei einer Werkstatt einen vernünftigen Wagenheber organisieren, so dass wir nicht mit dem Bordwagenheber „pfrimeln“ müssen. Leopold packt eifrig mit an und ist froh über seine eigenen Arbeitshandschuhe. Nach etwa einer Stunde geht es weiter auf „Stellplatzsuche“. Als wir bei Einbruch der Dämmerung an der „litoral“ (Küste) überall Schilder sehen, dass Caravans nicht einmal parken dürfen und mir dann später auch noch alle zwölf frische Eier (in Spanien werden die Eier im Duzend verkauft) beim Öffnen des Oberschrankes entgegenfliegen und der Inhalt der kalkumschlossenen Leibesfrüchte zu allem Überfluss gänzlich in den Ritzen des Unterschrankes verschwindet, reicht es mir und wütend über die Spanier und grummelnd über mich selber (weil ich die Eier zu schlecht verpackt habe) bleiben wir trotz aller Verbotsschilder einfach stur am langen Atlantikstrandparkplatz von El Palmar stehen. Bisher hatten wir noch gar keinen Kontakt mit der Polizei – ob das so weitergehen wird? Es war eine sehr ruhige Nacht ohne jede Störung – Plato durfte draußen schlafen, weil er nicht gebellt hat. Die letzten Nächte fand er offensichtlich nicht so toll, er wollte früh raus, denn draußen ist es in der früh doch noch kühler wie im warmen Jakl.

Aurelias Haare bleiben übrigens lang! Erfreulicherweise hat sie bemerkt, dass sie nun endlich vier Jahre alt ist und damit „vernünftig“ werden könnte! Stolz verkündet sie oft, dass sie jetzt nicht mehr weint wegen diesem und jenem und dass sie sich jetzt auch einen Zopf flechten lässt. Da war da Regen in Nordspanien doch zu etwas gut, denn sonst könnten Mutter und Tochter nun nicht im Partnerlook gehen! Außerdem trägt sie nach einem „Grundsatzkampf“ nun endlich täglich ihr hübsches, blaues Haarband! Und Klaus‘ Bart, der stehen bleiben sollte, bis zum ersten reinen Sonnentag, stand länger wie geplant, denn der Familienrat war sich einig, dass der Vollbart ihm richtig gut steht. Allerdings musste das Gesichtsgewand nun doch aus Gründen der gleichmäßigen Bräunung weichen – wenn auch in Etappen. Die Variante des Paolo Coehlo (Kinnbart) war wiederum ein längeres Intermezzo. Die künftige Gestaltung des Gesichtes ist also noch nicht beantwortet – wir haben in diesem Urlaub ganz neue Möglichkeiten entdeckt. Jedoch die Version „mexikanischer Gaucho“ ist definitiv aus dem Rennen, genauso wie der „zurück-in-die-Achtziger“-Schnauzer (grausam!)

Kommentar schreiben

Kommentare: 0