Auf Wiedersehen, Afrika! Willkommen, England!

Wir haben eine ruhige Nacht ohne Störungen, erst in der Früh kreuzt die Polizei wieder auf. Ehe sie zu uns kommt, verlassen wir die „Schweinewiese“ und machen uns auf Richtung Tarifa, wo wir unsere leeren Schränke mit Lebensmittel füllen und ausgiebig flanieren. Wir sind sehr angetan von dieser hübschen Stadt! Das Thema Kiten und Surfen dominiert natürlich und überall findet man nette Surfer- und „Hippieläden“, wo es allerlei bunten Nippes gibt, Tapasbars, Cafés und Kneipen. Die Gassen sind (wieder einmal) eng und lieblich, es blühen Rosen und an mancher Ecke wuchert Efeu. Die Häuser sind weiß getüncht und oft mit hübschen gelben Lisenen verziert. Ich falle mit den Kindern von einem Laden in den anderen, wir kommen kaum vorwärts. Klaus macht es sich derweil mit Plato vor einem kultigen Café gemütlich. Wir kaufen in der Fischhalle einen frischen Fisch. Klaus gibt Plato den Rest eines Thunfisches. Völlig erstaunt über unseren Hund beobachten wir, wie er das gute Stück wieder ausspuckt. Am Hafen legen die Fähren nach Tanger ab. Heute scheint Afrika besonders nah, denn wir haben allerbestes Stadtbesichtigungswetter: Strahlendblauer Himmel, keine Wolke, angenehme Temperaturen, glasklare Sicht. Die elf Kilometer nach Afrika scheinen viel näher, denn die Felsstruktur des Atlasgebirges ist gut erkennbar. Von der angelandeten Fähre fahren etliche bepackte und verstaubte Tourenmotorräder und Geländewagen ab. Mittlerweile ist „tote Hose“ – die Spanier sagen „Siesta“ – denn pünktlich zur Mittagszeit (ca. 14 Uhr) wird alles verrammelt und hätten wir es gerade vorher nicht gesehen, würde man hier keine belebten Läden vermuten. Wir wollen wieder zum Jakl und stoßen auf dem Weg zurück auf eine ganz nette Plaza, an dem ein spanischer Sänger mit einer Gitarre sein bestes gibt, während in der angrenzenden Bar alle Tische voll besetzt sind. Da können wir einfach nicht vorbei und wir essen köstliche Tapas und trinken Tinto de Verano. Gesättigt und zufrieden machen wir uns schließlich auf nach Gibraltar, der englischen Enklave, die auf einer Halbinsel liegt. Als wir nach einer guten dreiviertel Stunde die Passkontrolle passieren, ist es bereits fast 19 Uhr: Zunächst fragt der Spanier nach unseren Pässen, dann, etwa fünf Meter weiter, ein zweiter Polizist. Diesmal aber in astreinem, sauberem Englisch. Das ist schon eigenartig und gleichzeitig amüsant. Um in die Stadt zu kommen, muss man die Landebahn des Flughafens überqueren. Wir haben Glück: Wir müssen warten, denn es landet ein Flugzeug und wir stehen hinter der Schranke an vorderster Front und haben den besten Blick. Wir finden eine Ecke im Hafen, wo wir auch über Nacht stehen werden und machen uns dann nochmals auf zu einem kleinen Erkundungstrip. Man merkt sofort, dass man nicht mehr in Spanien ist: Die Häuser sind gepflegt englisch-kolonial, überall in Schaufenstern wird dem Union Jack oder auch der Queen gehuldigt und natürlich sind englische Pfund die gefragte Währung. Die Bedienung in einer Kneipe hat nicht gerade die Gelassenheit von Spaniern und ihr Lächeln muss man suchen. Trotzdem erledigen wir zwischen Bier und heißer Milch Dank Laptop und Wifi einige nervige Notwendigkeiten aus der Heimat per Email. Die Kinder sind allerdings schon etwas überdreht und so stört es uns wenig, als wir um 21 Uhr aus der Kneipe delegiert werden: Da, wo es in Spanien erst losgeht, beenden die Engländer ihren Dienst. In der Fußgängerzone ist nicht mehr allzu viel los, aber die Konversationen, die man mitbekommt, werden doch oftmals in bestem Englisch geführt. Es ist hier tatsächlich England. Ein Muss sollte morgen auch noch die Besichtigung des berühmten „Rock“, dem Affenfelsen, sein. Dann werden wir vermutlich nochmals ein bisschen (steuerfrei) einkaufen und natürlich für günstige 1,19 Euro unseren fast leeren Tank auffüllen. Ohne Sprit geht es nun mal leider nicht beim „Leben auf der Straße“ und wo es günstig ist, schlägt man erleichtert zu. Heute Nacht darf Plato wieder draußen schlafen. Ihm tut die Kühle der Nacht gut. Und außerdem ist ein großer, schwarzer Hund vor dem Wohnmobil nicht schlecht, denn wer weiß, welches Gelichter sich hier im hinteren Hafen in der Nacht herumtreibt.

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