12.-15.7. Camperleben

Nach einem gemütlichen, späten Frühstück fahren wir mittags auf den Campingplatz nach Salou (das liegt neun Kilometer vor Tarragona). Zu Fuß suchen wir uns einen der vorgeschlagenen Plätze aus und finden eine für uns perfekt zwischen den Pools gelegene Parzelle. Jakl darf nun das erste Mal auf unserer Reise auf seinen Ausgleichkeilen stehen (damit wir genau waagrecht stehen, was zum Kochen und Fernseher ausrichten wichtig ist); und wir haben mal wieder Strom, so dass wir Kameraakku und Zahnbürste laden können und der Kühlschrank nicht auf Gas laufen muss. Im Gegensatz zu all den anderen Campern bauen wir nichts auf – nicht mal unsere Markise. Das fällt direkt auf, denn erstens haben wir ein Wohnmobil, das hier eher die Ausnahme ist zwischen all den Wohnanhängern. Zweitens haben wir ein weißes Kennzeichen und kein gelbes – geschätzte 85 Prozent sind hier Niederländer, der Rest teilt sich auf auf Spanier, Engländer und Iren. Deutsch hört man hier eigentlich nicht. Unsere unmittelbaren Nachbarn sind zwar nett, aber es sind nun mal diese klassischen (Dauer-)Camper: Rentner, Niederländer, Markise, Vorzelt, Teppich, Blümchen, Mikrowelle in der Außenküche nebst Außendusche, ständig wird geputzt (entweder das Vorzelt oder der Wohnwagen oder das funkelnde Auto) und gekehrt, man sitzt in Gruppen zusammen und verlässt nur selten sein persönliches Fleckchen in diesen Gefilden. Zumindest hat man so beim Schlendern über den Platz immer etwas zu beobachten: Engländer grillen bereits morgens um acht, Niederländer putzen und waschen bereits morgens um acht und die Axthammers schlafen morgens um acht (nur der Gassigänger nicht). Die drei gebuchten Tage verbringen wir an den Pools (Leopold schwimmt viel) – und kommen auch hier nicht in Kontakt mit anderen Familien. So genießen wir einfach die vielen Rutschen und nette Poollandschaft (Leopold braucht seine Zeit, ehe er alles mit Feuereifer nutzt; Aurelia stürzt sich sogleich ins Getümmel), beobachten die Menschen und sind letztendlich froh, als wir nach den drei Tagen wieder on Tour gehen und in unseren persönlichen Alltag zurückkehren. Zunächst sind wir verblüfft, wie viele Menschen doch tatsächlich (hässlich)tätowiert sind. Und wir sind richtige Neger im Gegensatz zu den ganzen „Hellhäutigen“ von der Insel. Klaus sowieso, aber auch die Kinder und ich. Witzig. Nur die meisten niederländischen Dauerurlauber fallen natürlich mehr auf – sie gleichen eher runzligen Grillhähnchen. Eine Sache hat uns aber richtig aufgestoßen: Die Regeln und ihre Durchsetzung. Wir haben ja nichts gegen Spielregeln an den Pools, aber das war einfach viel Unsinn auf einem Haufen. Vom Bademeister gepfiffen wurde (teils beobachtet, teils beteiligt) z.B. spielen mit dem Ball im großen Becken, Sonnenhüte auf dem Kopf, T-Shirts aus Baumwolle am Leib, Schwimmring zum Plantschen, sitzen auf einer Mauer am Wasser, rutschen mit kleinen Kindern auf dem Schoß… Wir sind wirklich regelkonforme Menschen, aber dennoch kam es natürlich, wie es kommen musste und wir sind „kollidiert“. Alles nicht weiter schlimm, aber einfach extrem nervig. Das Leben auf unserer Parzelle verläuft da entspannter: Plato liegt den ganzen Tag komfortabel und entspannt unter dem „aufgebockten“ Wohnmobil und knabbert fast ständig an seinem Megaknochen, die Kinder spielen mit Gras, Blättern oder Stecken und wir bauen zum ersten Mal unseren Campingtisch auf. Leopold flitzt mit seinem Fahrrad umher und lernt, unser Brot zu kaufen. Er ist stolz wie Oskar und die Mama noch mehr. Für ihn bedeutet das richtig viel, so schüchtern wie er ist. Aber er hat in den letzten Wochen einen großen Schritt vorwärts gemacht – die Schule kann nun wirklich kommen! Aurelia konnte dies bei all dem Lob des Bruders so natürlich nicht stehen lassen und hat auch gleich eines gekauft. Und beide haben brav „un pan“ gesagt. Aurelia fällt abends ins Bett, Leopold darf mit mir bis Mitternacht die „Brasil-Show“ im Campingplatz eigenen Amphitheater anschauen – und ist ganz erstaunt, wie die Sambatänzerinnen mit den Popos wackeln können und freut sich mit mir, als es Capoeira-Einlagen mit uns bekannten Liedern gibt. Das Feuerspucken und –schlucken fasziniert ihn ebenso wie die Tanzeinlagen. Ein absolut netter Mama-Sohn-Abend, der wirklich mal nötig war, vor allem, da es leider immer wieder Dispute zwischen uns beiden gibt…

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